So lässt sich der Berg naturverträglich erleben
Der Dreisessel ist ein ganz besonderer Berg. Er bietet beeindruckende Gesteinsformationen, einen unglaublichen Blick auf die Alpen und eine ganz besondere Natur mit seltenen und geschützten Arten. Deshalb sind die Hochlagen des Dreisessels auch ein Naturschutzgebiet. Zum Schutz der Wildtiere muss man sich hier an ein paar Regeln halten.
Wie verhalte ich mich so, dass ich die Auerhühner vom Dreisessel möglichst wenig störe?
- Auf den ausgewiesenen Wegen bleiben – übrigens auch außerhalb des Naturschutzgebietes, denn auch dort leben Auerhühner und andere Wildtiere.
- Die Dämmerungs- und Nachtzeiten meiden. Die wenigen Stunden, die die Tiere zum Fressen aktiv sind, beschränken sich auf die Dämmerungszeit. Hier sollten sie ihren Fressplatz ungestört auswählen können.
- Hunde anleinen. Wildtiere haben Hunden gegenüber eine wesentlich höhere Fluchtdistanz. Die Hunde sollten daher genau wie wir auf den Wegen bleiben und unter keinen Umständen „durchs Unterholz stöbern“.
- Lärm vermeiden.
Wieso ist der Auerhuhnschutz am Dreisessel so wichtig?
In den 1980er Jahren befand sich die Auerhuhnpopulation im ganzen Bayerischen Wald am Tiefpunkt. Nur durch intensive Schutzbemühungen, vor allem im Nationalpark, konnten die Hühner in der Region gehalten werden. Heute leben etwa 600 Auerhühner auf ein verglichen mit dem Verbreitungsgebiet vor 100 Jahren kleinen Kerngebiet. Zu diesem Gebiet gehören die beiden Nationalparke Šumava und Bayerischer Wald sowie außerhalb davon der Arber, der Osser und eben der Dreisessel. Ohne diese drei „Außenposten“ ist es nicht möglich eine dauerhaft überlebensfähige Auerhuhnpopulation im Bayerischen Wald zu erhalten.
Warum ist das Wegegebot am Dreisessel so wichtig?
Alle Wildtiere, die den Winter auf und um den eisigen Dreisessel überleben müssen, müssen mit ihren Energiereserven meisterhaft haushalten. Jede Verschwendung von Energie kann zum Tod führen. Deshalb befinden sie sich im Winter in einer Art Energiesparmodus: viel Ruhen, wenig Bewegung, geschützter Einstand. Nun ist es so, dass die Wildtiere nicht wissen, dass wir bei unseren Besuchen am Dreisessel nur Wandern, Schneeschuhgehen oder einfach die Natur genießen möchten. Wenn die Tiere uns wahrnehmen, bereiten sie sich intuitiv auf eine Flucht vor bzw. flüchten. Und das tun sie meinst schon weit bevor wir Notiz von ihnen nehmen. Dadurch, dass wir nur auf ausgewiesenen Routen unterwegs sind, lassen wir den Tieren noch störungsfreie Rückzugsräume.
Was machen Auerhühner eigentlich bei minus 13°C und einem Schneesturm?
Sie graben sich Schneehöhlen. Unter dem Schnee haben sie Bedingungen, wie in einem Iglu. Trotzdem sind diese Umstände auch für die so perfekt angepassten Vögel kein Spaß – für sie geht es ums Überleben. Die Maxime in dieser Zeit lautet: So wenig Energie verbrauchen wie möglich. Das bedeutet, weder unnötig Wärme zu verlieren, indem das Tier beispielsweise die Schneehöhle verlassen muss, noch sich nutzlos zu bewegen oder gar fliegend flüchten zu müssen.
Warum fliegen die Auerhühner nicht einfach wo anders hin?
Wenn wir im Winter unsere Schneeschuhe anschnallen und uns darüber freuen, wie verhältnismäßig leicht wir damit über den Schnee schreiten können, dann können die Hühner darüber nur lachen. Denn sie nutzen schon seit tausenden von Jahren Schneeschuhe. Auerhühner haben an ihren Füßen Hornstifte, die ihr Fußbett verbreitern. Natürliche Schneeschuhe also, entwickelt von der Evolution. Klar, Auerhühner sind Vögel und können fliegen. Aber ein Hahn wiegt vier bis fünf Kilo. Das ist kein Gewicht, das ein Huhn ohne große Anstrengung in die Luft bekommt. Deshalb ist ein Auerhuhn in der Regel zu Fuß unterwegs – geflogen wird nur, wenn es nicht anders geht, zum Beispiel bei einer Flucht.
Was fressen Auerhühner im Winter?
Da in ihrem Lebensraum im Winter nichts anderes wächst, müssen sich die Hühner mit Fichtennadeln und Knospen als Nahrung begnügen. Aber selbst mit einem der besten Fichtennadel-Verdauungsapparate der Welt können sie nicht viel brauchbare Energie aus den Nadeln herausholen. In dem Wissen, dass auf uns zuhause ein Schweinebraten im Ofen wartet, können wir uns im Winter im Schnee so richtig austoben. Wildtiere können das nicht, sie haben auch keine Müsliriegel in der Tasche.
Text/Fotos: Marco Müller, Naturpark Bayerischer Wald